Unheil ueber Oxford by Veronica Stallwood

Unheil ueber Oxford by Veronica Stallwood

Autor:Veronica Stallwood [Stallwood, Veronica]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-07-21T22:00:00+00:00


KAPITEL 9

Noch als er sprach, der Engel Heer sich wandelt’

Zu roter Glut; gesammelt in geschloss’ner Front

Umringten sie ihn bald mit aufgepflanztem Speer …

John Milton, Paradise Lost IV

D

u wolltest mir erzählen, wie das Schicksal dich einholte, nachdem du Viola so übel mitgespielt hattest. Ich bin bereit.«

»Ich glaube kaum, dass es irgendetwas mit Schicksal zu tun hat.«

»Sondern?«

»Nur Geduld. Ich erzähle es Ihnen.«

Nach der unglücklichen Unterredung mit dem Disziplinarausschuss kehrte Viola in ihre Wohnung zurück und begann zu packen. Sie leerte den Inhalt von Schränken und Schubladen in Taschen und Plastiktüten, die sie in ihrem jetzt wieder verkehrstüchtigen Auto verstaute. Dabei kam ihr ein unschöner, rachsüchtiger Gedanke. Sie war immer noch im Besitz meines Wohnungsschlüssels. Ich hatte mich mit ein paar Freunden in einer Kneipe getroffen, weil ich vermutete, dass Viola beim Packen lieber allein sein und mich nicht sehen wollte. Erst als ich spät in der Nacht müde und mit einem leichten Katzenjammer heimkehrte, entdeckte ich, was sie getan hatte.

»Ich muss gestehen, dass meine Sympathie zurzeit eher Viola gehört.«

»Wären Sie an meiner Stelle gewesen, ginge es Ihnen anders.«

»Tut sie dir überhaupt nicht Leid? Immerhin hast du ihre akademische Laufbahn ruiniert. Was wollte sie eigentlich werden?«

»Bewährungshelferin, glaube ich. Zumindest habe ich sie davor bewahrt.«

Wie schon gesagt: Nach einem geselligen Drink – es können auch mehrere gewesen sein – zur Feier des Tages kehrte ich in meine einsame Studentenbude zurück. Ich wankte ins Bad, spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht, machte einen Versuch, mir die Zähne zu putzen, zog mich aus und ließ mich dankbar ins Bett sinken.

Christopher hält inne, als ob er sich der Erfahrung in allen Einzelheiten entsinnen wolle.

Sie hatte ihre sämtlichen Marmeladengläser in mein Bett entleert. Und meine obendrein. Alles hatte sie fein säuberlich auf dem Betttuch verteilt: köstliche Himbeeren, duftende Aprikosen, saftige Erdbeeren – alle in leichtem Zuckersirup eingekocht. Anschließend hatte sie die ganze Bescherung fein säuberlich mit dem Oberbett zugedeckt. Als ich mich in mein Bett kuschelte, drang mir das klebrige Zeug kalt und feucht in sämtliche Körperöffnungen. Haben Sie je versucht, mitten in der Nacht mehrere Pfund Marmelade von Ihrem Körper zu waschen? Und das mit kaltem Wasser und in einem Haus, wo die Mitbewohner schon beim leisesten Geräusch aufmüpfig werden? Anschließend hätte ich das Bett frisch beziehen müssen, aber die Bettwäsche hatte sie mitgenommen. Ich musste mich auf die nackte Matratze legen und mich mit meinem Anorak zudecken. Als ich am nächsten Morgen in den Waschsalon ging und versuchte, mein Bettzeug von der schmierigen Konfitüre zu befreien, erntete ich ein paar sehr merkwürdige Blicke, das kann ich Ihnen sagen! Aber das Schlimmste war die Verschwendung! All die köstlichen Früchte in leichtem Zuckersirup! Nie wieder habe ich jemanden gefunden, der so gut Obst einmachen konnte wie Viola – ganz zu schweigen von einer Frau mit einer so beweglichen, rosa Zunge. Sie konnte lecken … aber lassen wir das! Der Gedanke passt nicht recht hierhin.

»Ich glaube, da hast du mir eine sehr aufschlussreiche Geschichte erzählt. Vielleicht merkst du selbst, dass sich ein Muster abzuzeichnen beginnt. Bald schon werden wir wissen, wie und warum es dich hierhin verschlagen hat.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.